Rudolf Wagner-Régeny

*  28. August 1903

†  18. September 1969

von Max Becker

Essay

Die Eigenart Wagner-Régenys läßt sich am ehesten als „lyrischer Klassizismus“ umschreiben. Seine Stärke liegt weniger in expansiver Entfaltung als vielmehr in Verhaltenheit, Nüchternheit, Formvollendung und Klarheit. Wagner-Régeny war ein Meister der leisen Töne, und gewöhnlich besteht, kalkuliert und bewußt einkomponiert, ein gewisser Abstand zu seiner Musik, aus dem heraus er – auch in den Opern – musikalisch „erzählt“. Es handelt sich dabei um eine Grundhaltung, eine persönliche „Optik“, die das zu Gestaltende vorformt und die sich wohl am ehesten als klingende, gleichsam epische Distanz umschreiben läßt. Mitunter scheint es, als entspringe sie aus einem Bedürfnis des Komponisten, sich vor zu großer Offenheit und Nähe zur Welt zu schützen, sich diese gewissermaßen seelisch vom Leibe zu halten, weil anderenfalls die Suche nach dem Eigenen – ein nie verklingendes biographisches Ostinato – gestört werden und noch mehr Energie erfordern würde. Wagner-Régeny war als Komponist im „Dritten Reich“ wie auch in der DDR erfolgreich. Er emigrierte nicht, sondern richtete sich ein zwischen Beugsamkeit und Unbeugsamkeit, Aufbegehren und Resignation.

Rudolf Wagner-„Régeny“ (ungar.: „aus Régen stammend“) gab sich in Berlin (seit 1920) den Doppelnamen, um Verwechslungen mit Namensvettern, besonders mit Richard Wagner, auszuschließen. Er ...